Das Drama »Andorra«, an dem von ersten Prosafassungen 1946 über verschiedene dramatisierte Fassungen in den Jahren 1957 bis 1961 gearbeitet hatte, wurde am 2. November 1961 am Schauspielhaus in Zürich uraufgeführt. Das kleine Binnenland Andorra liegt in den Pyrenäen, zwischen den beiden Ländern Frankreich (196 km von Toulouse) und Spanien (210 km von Barcelona). Das kleine Binnenland Andorra liegt in den Pyrenäen, zwischen den beiden Ländern Frankreich (196 km von Toulouse) und Spanien (210 km von Barcelona). Frisch war intensiv an den Probenarbeiten beteiligt und fügte bis zur deutschen Erstaufführung am 20. Januar 1962 in München, Frankfurt und Düsseldorf noch weitere Änderungen in den Text ein. In seinen »Notizen von den Proben« problematisiert der Autor immer wieder die Tatsache, dass ein Bild, ein erster Eindruck einer Figur, eigentlich die komplette Rolle dominiert. Das Drama spielt auf dem Platz von Andorra, einem südländisch geprägten, sparsam ausgestatteten Dorfplatz in einem fiktiven Land, das nach Frischs eigener Aussage nichts mit dem pyrenäischen Kleinstaat Andorra zu tun hat. Frisch legt Wert darauf, dass die Personen aktuelle Kleidung tragen, das Drama soll also in der Jetztzeit spielen. ![]() Szenen, die nicht auf dem Platz spielen, werden nach Frischs Anweisung in den Bühnenvordergrund verlegt und nur durch Lichtregie vom üblichen Handlungsort abgegrenzt. Dort treten die Schauspieler auch immer wieder aus ihrer Rolle heraus und kommentieren in einer Art Zeugenstand das Geschehen und ihr Verhalten in der Rückschau. Rüzgar fragman. Andri, der Pflegesohn des Lehrers Can liebt Barblin, die Tochter des Lehrers. Der Lehrer gibt Andri als von ihm gerettetes Judenkind aus, das er vor den »Schwarzen« gerettet habe, einem mächtigen Nachbarvolk der Andorraner, das Juden verfolgt und tötet. In Wirklichkeit ist Andri aber der Sohn des Lehrers aus einer außerehelichen Beziehung mit einer »Schwarzen«, also Barblins Halbbruder und kein Jude. Obwohl die Juden in Andorra nicht verfolgt werden, ist die andorranische Gesellschaft durchsetzt von antisemitischen Vorurteilen. So wird Andri immer wieder mit angeblichen Eigenschaften konfrontiert, die ihm zugeschrieben werden, weil er Jude sei. ![]() Andorranische EuromünzenEuropäische ZwergstaatenDer Tischler, der ihn nur widerwillig und für ein völlig überhöhtes Lehrgeld als Lehrling aufgenommen hat, ist so sehr davon überzeugt, dass Andri als Jude keine handwerklichen Fähigkeiten besitzen kann, dass er den schlechten, vom Gesellen geschreinerten Stuhl Andri anlastet. Er hört nicht auf dessen Beteuerungen und der Geselle, der sich kurz zuvor noch als Andris Freund bezeichnet hat, klärt den Irrtum nicht auf. Andri wird vom Tischler in den Verkauf versetzt, wo er dessen Meinung nach besser hinpasse. Endlich ringt Andri sich durch, beim Lehrer um Barblins Hand anzuhalten. Der lehnt natürlich ab, da die beiden Halbgeschwister sind. Andri bezieht diese Ablehnung aber auf seinen Judenstatus und verliert damit auch zum Lehrer jedes Vertrauen. In dieser Nacht schleicht sich der Soldat, der schon lange ein Auge auf Barblin geworfen hat, in ihr Zimmer.
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Abril 2019
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